Weissmies Nordgrat

Hochtouren 24. Aug. 2023

Hochtourenauftakt im Wallis Teil 2

Nach unserer Tour auf das Allalinhorn gabs einen Pausetag auf dem Camping von Saas Fee. Ausschlafen, essen und Pläne schmieden stand auf der to do list. Inzwischen war Jakob noch zu uns gestoßen.  

Einfach aber gemütlich :)

Während Niklas und Solveig sich geeinigt hatten den Rotgrat auf den Weissmies zu begehen, entschlossen Jakob und ich uns dazu, denn Nordgrat unter die Lupe zu fassen. Der Nordgrat vom Weissmies beginnt am Lagginjoch und zieht sich über zwei Felsteile und einen Firngrat schließlich bis zum Gipfel vom Weissmies. Das Lagginjoch befindet sich auf 3499 m und der erste Teil endet auf 3722 m. Die Führerzeit hierfür beträgt 2-3 h. Der zweite Teil endet nach 130 Hm. Führerzeit beträgt 2 h. Nun folgen noch gute 250 Hm über einen Firngrat bis zum Gipfel zum Weissmies. Auch wenn sich das erstmal nicht weit anhört: Spätestens, wenn man in Hohsaas steht und den ganzen Grat erblickt wird einem die Länge der Tour bewusst. Der Grat erstreckt sich auf eine länge von ca. 2 km, was doch schon beachtlich ist. Die Kletterei ist maximal 4a und ggf muss mit Steigeisen geklettert werden. Vereinzelt stecken Haken, die meisten Schwierigkeiten befinden sich im ersten Teil. Der zweite Teil ist leichter aber die Schwierigkeiten sind in meinen Augen anhaltender.

Links im Bild das Lagginjoch, rechts der vergletscherte Gipfel vom Weissmies

Wie dem auch sei, wir schliefen am Donnerstag noch einmal ganz genüsslich aus packten unsere Sachen und zogen am Nachmittag los Richtung Hohsaas. Unser Plan war es unter der Gipfelstation zu biwakieren. Der angekündigte Regen hielt uns von unserem Plan nicht ab. Nach einem malerischen Zustieg durch einen Bergwald oberhalb von Saas Grund erreichten wir wieder das Skigebiet kurz unter der Station Kreuzboden. Pünktlich, als es zum Regnen begann hatten wir das Bergrestaurant Kreuzboden erreicht. Hier stellten wir uns unter und suchten Schutz vor dem Regen. Nach einer langen Pause im trockenen ging es dann weiter. Wir hatten noch weitere 800 Hm vor uns, und die nächste Regenfront war in Sichtweite. Pünktlich mit Regenbeginn erreichten wir Hohsaas. Doch die Liftstation war so offen, dass sie sich eher weniger für ein Biwak bei Regen mit viel Wind eignet. Wir fanden aber unmittelbar unter der Bergstation eine verlassene Skihütte die offenstand, zwar kein Luxushotel aber wenn draußen der Wind peitscht und es sogar schneit fühlt man sich wie in einem.

Nach der obligatorischen Portion Pasta mit Tütensauce ging es in die Schlafsäcke. Nach einer kurzen Nach klingelte um 03:30 Uhr der Wecker. Nach einem kurzen Frühstück zogen wir los Richtung Lagginjoch. Wir wählten die Variante, bei der man unter der Gipfelstation durch ein Steinfeld quert und von unten auf den Hohlaubferner trifft und diesen dann aufsteigt. Die Wegfindung war problemlos und wir erreichten das Lagginjoch gegen kurz vor 6 bei Sonnenaufgang, einfach herrlich!  Hier trafen wir auf weitere Seilschaften, welche aber alle den Südgrat vom Lagginhorn anstrebten. Die ersten zwei SL waren etwas ausgesetzter, aber nicht schwer. Wir legten dennoch das Seil an, um erstmal warm zu werden. Dann gingen wir viel seilfrei bis zum Hahnenkamm. Die 4a Stelle über die Platte meisterten wir dann auch problemlos. Man verlässt den Grat oft auf die Linke Seite und klettert in leichtem Fels durch die brüchige Ostflanke. Die Wegfindung ist aber ziemlich intuitiv.  Bei P. 3722 m kamen wir nach ca. 2,5 Stunden an, und freuten uns auf den zweiten Teil und darauf bald am Gipfel zu stehen.

Here comes the sun....
Sonnenaufgang und die ersten ausgesetzten Seillängen.
Traumhafter Ausblick auf die Mischabelkette.
Rückblick auf den Südgrat vom Lagginhorn.

Aber nichts da! Den zweiten Teil mussten wir komplett mit Steigeisen gehen und sind aufgrund seiner Ausgesetztheit und der anhaltenden Schwierigkeit am laufenden Seil gegangen und haben vereinzelt Stellen gesichert. Aber die Kletterei ist wunderschön mit einem unglaublichen Panorama. Die Mischabelkette bleibt den ganzen Tag im Blickfeld! Auf der Ostseite begannen sich am Mittag Wolken aufzubauen und im Laufe des Mittags zogen immer wieder Nebelschwaden hoch. Doch nie über den Grat. Zu einer Seite wundervoller Sonnenschein und auf der anderen Seite eine dichte Nebelwand. So kletterten wir dahin, und der Grat wurde einfach nicht kürzer. Nach 3 weiteren Stunden wechselten wir in den Firnteil, aber wie man diesen in 45 Minuten schaffen soll (laut Topo) bleibt mir ein Rätsel. Naja um kurz vor 2 standen wir dann endlich am Gipfel!

Der Gipfel kommt näher.
Gipfelfoto muss auch sein, zusammengezählt stehen wir das 5. mal auf dem Weissmies.

Solveig und Niklas waren schon durchgezogen. Nach einem kurzen Gipfelfoto ging es dann hinunter. Wir mussten schleunigst ins Biwak, da Jakob in 4,5 Stunden in Chamonix beim Trainer B Bergsteigen Kurs sein musst. Also pesten wir den steilen Normalweg hinunter und Standen 1:15 h später am Biwak.

Big guys....

Jakob düste zur Gondel, und ich machte mich zu Fuß auf den 1800 Hm langen Abstieg nach Saas Grund. Nach Insgesamt 2800 Hm Abstieg und 14 Stunden kam ich am Camping an. Inzwischen war Molly angereist und begrüßt mich mit einer Flasche Geürzketchup – mitbringsel aus DE. Dazu gabs dann noch einen Apfel und ein alkoholfreies Radler um wieder zur Kräften zu kommen, was ein Service. Weiter gings dann mit Veganen Köfte, die haben nach der Anstrengung besonders gut geschmeckt

Mich hat der Nordgrat überzeugt und würde ihn als lässigsten Anstieg auf den Weissmies bezeichnen, auch wenn er der längste ist. Kletterei bis 4a mit traumhaftem Panorama. Alles, was abgesichert werden muss kann gut mit mittleren Cams und Schlingen gesichert werden.  Der Abstieg mit dem Gletscherbruch ist aber nicht zu unterschätzen. Bei schlechten Schneeverhältnissen kann über den Südgrat oder Rotgrat zur Almageller Hütte abgestiegen werden. Über den Rotgrat ist es auch möglich zum Kreuzboden abzusteigen. Ein 30m Strick war bei uns lang genug.

Mein drittes Mal auf dem Weissmies, diesmal ohne Spaltensturz. Dabei soll es auch blieben!

Danke für die lässige Tour Jakob!

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