Klettern, Regen und Doloklassiker: 5 Tage in den Dolomiten zwischen Fels und Wetterlaunen
Hochmotiviert starteten Max und ich am 25. Juni in die Dolos zum Sellapass um endlich ein bisschen Dolomitenfels zu schnuppern. Leider passte das Wetter nur so halb gut zu unserer Motivation. Angesagt war ab 13 Uhr nämlich Regen, Regen und … Regen. Und das fast täglich. Wir aber wollten eigentlich klettern, klettern, klettern! Ja was macht man da am besten? Unsere erste Wahl fiel auf die „Schober“ am ersten Sellaturm in der Südwestwand. Dort war‘s hoffentlich schnell trocken, man hatte nicht mehr als ne viertel Stunde Zustieg und unten war man auch wieder schnell ohne größere Probleme. Die „Schober“ ist ein Klassiker im oberen Sechsten/ unteren Siebten Grad an den Sellatürmen und versprach relativ gut abgesichert zu sein für einen Dolomitenklassiker. Perfekt also für unsere erste Tour. Die Schlüsselstelle der Tour ist die zweite Seillänge mit einem kurzen Quergang im sechsten Grad und einer anschließenden steilen Wand im unteren siebten Grad. Da geht es direkt am Anfang richtig zur Sache. Und, dass die Sechser in den Dolomiten nicht unbedingt geschenkt waren, wussten wir zum Glück schon. Max stieg die Schlüsselseillänge aber trotz ein bisschen mimimi solide vor und ich nur halb so solide hinterher. Die dritte Seillänge durfte ich dann wieder Vorsteigen und dieses Mal fühlte ich mich um einiges wohler. Ich bin wohl einfach nicht so ein Quergangprofi, aber naja, vielleicht kommt das ja noch! Überraschenderweise entdeckten wir in der zweiten und dritten Seillänge sogar ein paar Bohrhaken. Nach der 3. SL kommen dann zwei leichte und sehr angenehm zu kletternde Seillängen. Die 6. SL beginnt dann nochmal mit einer kurzen schweren Stelle. 5 Minuten nachdem Max loskletterte, fing es wie angekündigt an zu schütten und verwandelte die Wand im Handumdrehen in einen Sturzbach. Und so war die Tour auch schon nach der 6. SL für uns vorbei. Naja, war trotzdem schön und dank des sehr guten letzten Standes und den vielen Sportklettertouren in dieser Wand, waren wir nach drei schnellen Abseilern auch schon wieder unten.
Am zweiten Tag stand eigentlich die große Micheluzzi am Piz Ciavazes auf dem Plan. Als wir jedoch unter der Wand standen, glich die Tour mehr einem Wasserfall als einer Klettertour. Daher entschieden wir uns kurzerhand für die benachbarte und um einiges trockner wirkende Schubert. Diese Linie wurde von Pit Schubert 1967 Erstbegangen und ist ein beliebter Alpinklassiker an der Ciavazes Südwand. Dementsprechend abgeklettert und saurutschig ist an manchen Stellen leider auch der Fels. Vor allem in der Einstiegsverschneidung bekommt man gleich mal nen guten Vorgeschmack wie sich Marmor zum Klettern so anfühlt, nämlich nicht so geil. Aber mit bisschen Rumjammern und Einscheißen ging die 1. SL dann doch ganz gut. Und danach wird’s ja zum Glück nur noch leichter! Die Absicherung erfolgt an den meisten Stellen mit Schlaghaken und Sanduhren. Wenigstens merkten wir schnell, das man lieber nicht zu viel nach den rostigen Haken Ausschau hält. Unser Tipp: ned viel Denken, einfach Klettern, irgendwann kommt scho was das hält! Und als wir dann endlich oben aufm Gamsbandl angekamen, waren wir mehr als happy über unseren 2. Doloklassiker und natürlich über den Wetterbericht, der nicht gestimmt hatte. Sonst hätt‘s uns nämlich mal wieder pünktlich um 15 Uhr eingeschifft. So kamen wir diesmal sogar trocken zum Bus zurück. Sogar der Abstieg war ganz geil und ist leicht in ner Stunde zu schaffen, wenn man nicht im Stau steht.
Neuer Tag, Neues Glück, oder wie war das? Naja hoffentlich! Wir wollten heute nämlich die große Micheluzzi und die Buhlverschneidung klettern und dafür musste der gestrige Wasserfall endlich trocken sein. Mit gutem Gefühl und hochmotiviert starten Max und ich so halb pünktlich los und kamen zu einer fast trocknen Wand, wie sollte es auch anders sein, mit drei anderen Seilschaften gleichzeitig an, die offensichtlich auch alle auf die Micheluzzi scharf waren. Naja, egal! Die super lieben Spanier ließen uns netterweise zuerst starten und die zwei Jungs aus Innsbruck beschlossen in die benachbarte Roberta 83 einzusteigen. Daher war der Stau schnell aufgelöst und ich beeilte mich die erste SL schnell hinter mich zu bringen. Nach 5 sehr schönen und nicht allzu schweren Seillängen waren wir auch schon schwupsdiwups am Einstieg der Buhlverschneidung und guckten beide ehrfürchtig die sehr steil aussehende Wand empor. Puh, und da geht’s jetzt aufii oda was? Naja hilft alles nix, der Quergang der Micheluzzi lachte mich als Quergangsprofi jetzt auch nicht grade an. Max stieg solide die erste Seillänge der Buhl vor und ich hatte beim Nachsteigen größten Respekt. Dagegen war der untere Teil der Micheluzzi echt geschenkt! Die nächsten Seillängen waren dann erstaunlich gut machbar und in der vorletzten Seillänge durfte man dann nochmal ordentlich Zupacken. Unser Tipp für die Schlüsselstelle: lieber nicht zu sehr in der Verschneidung klettern, sonst wird’s schwer, lieber Ausspreizen und die Leisten in der rechten Platte sind ganz ok. (PS: der Holzkeil is n Bomber!) Danach is es geschafft und die letzte Seillänge ist nochmal Genuss pur im 5. Grad und wirklich ein toller Abschluss. Mehr als glücklich klatschten Max und ich uns oben ab! Das war echt ne hammer Tour und wir sind sie geklettert! Wuhuu!!! Probs gehen raus an die zwei netten Innsbrucker für die gute Unterhaltung 😊 Ahh, eins noch: Wenn man merkt das da Scharen von Bergführern mit Gästen an einem beim Ausstieg vorbeilaufen macht es tatsächlich Sinn sich lieber zu beeilen und zu schaun das man vor denen bei den Abseilstellen ist, sonst darf man da schnell mal ne Stunde anstehen!
Sooo, der vierte Klettertag startete entspannt mit laangem Frühstück. Eher was entspannts war unsere Devise für heute, und nach drei Tagen Vollgas war das schonmal ok. Also auf zur Fünffingerspitze. Hoch zur Demetzhütte durfte man dann erstmal ein paar Touris anschieben, die da in Scharen hochwanderten. Dafür war man dann oben an der Wand schnell allein. Die Kletterei des Normalwegs war super entspannt und wir kamen schnell voran. In der Mitte der Tour trafen wir dann zwei supernette Mädels aus Sankt Ulrich und mit bester Unterhaltung gings dann entspannt, nie schwerer als der 4. Grad zum Gipfel. Runter gings mindestens genauso entspannt und dank unseres wirklich seeehr guten Seilmanagement (wir waren selbst überrascht, wie gut das funktionierte zu viert!) waren wir 3 Stunden später pünktlich zum Abendessen am Bus.
Der 5. Klettertag war der letzte mit einigermaßen gutem Wetter. Da die Prognosen jedoch mehr als unsicher waren, wollten wir etwas machen, wo man schnell wieder unten war. Also entschieden wir uns kurzerhand nochmal für den ersten Sellaturm mit der Option, die Überschreitung der anderen Türme noch dranzuhängen. Diese Überlegung hatten anscheinend fast alle Kletterer, und so tummelten sich mindestens 5 Seilschaften in der Südwand, als wir dort ankamen. Also keine Zeit verlieren, bevor da noch mehr kamen und rein da. Wir entschieden uns für die Trenker, ein Klassiker im 5. Grad, der durch eine schöne Verschneidung verläuft. Die Tour ist unglaublich schön und gut zu klettern, auch die Schlüsselstelle ist sehr gut machbar und schon nach 1,5 Stunden standen wir am Gipfel und schauten skeptisch zum zweiten Sellaturm, der mehr einem Wimmelbuch glich. Hmm, ja einsam war man da heute nicht. Unser Zögern führte leider auch nur noch dazu, das schwupsdiwups drei weitere Seilschaften am Einstieg standen und wenigstens viel uns so die Entscheidung dann nicht mehr schwer abzusteigen und den Stau an den Türmen hinter uns zu lassen. So blieb uns wenigstens den ganzen Tag Zeit uns mal um unseren Geruch zu kümmern, der nach 6 Tage ohne Dusche schon etwas fragwürdig war. Wir düsten also runter zum Pian Schiavenais (seehr cooles und regensicheres Sportklettergebiet!) , wo sich ein unglaublich schöner Fluss befindet, der zum Waschen ideal war und verbrachten den restlichen, doch sehr verregneten Tag gemütlich und sauber im Bus und ließen so den seeehr schönen Klettertrip ausklingen. Unser Fazit: Die Dolos sind schoo ziemlich toll!