Hochtour auf eine wilde, einsame Dame der Dauphine – die Grande Ruine

Hochtouren 17. Jan. 2024

Dieser Tag ging wunderbar entspannt los. Ausschlafen, Café, mit netten Menschen quatschen und Tourenplanung. Es eilt ja zum Glück nicht, wenn man eh nur ins Biwak aufsteigen muss!

Für die Tour auf die Grande Ruine über die „la Nuit de la Refuges“ wolltten wir irgendwo unterhalb der Hütte biwakieren und so den ewig langen Talhatscher ein wenig aufteilen. Da es dieses Mal noch mehr Kilometer und Höhenmeter sein sollten und noch dazu im Abstieg ein Gletscher auf uns wartete, erschien uns das sinnvoll. So gesagt, getan, um halb 2 Uhr mittags starteten wir also ganz gemütlich von neuem in das wunderschöne aber seeehr lange Hochtal von Villar d’Arene aus. Der Aufstieg erschien uns dieses Mal komischerweise fast leichter, obwohl wir schwerere Rucksäcke im Gepäck hatten. Als es aber dann schließlich doch anfing ordentlich bergauf zugehen, merkten wir das zusätzliche Gewicht doch ganz schön und quälten uns so die restlichen 600 hm bergauf, . Als dann plötzlich 500 hm unterhalb der Hütte der perfekte Biwakspot auftauchte, beschlossen wir einfach dort zu bleiben und den Rest bis zur Hütte auf morgen, beziehungsweise auf in ein paar Stunden, mit leichtem Gepäck zu verschieben.



Der Zustieg von der Hütte bis zum Einstieg stand im Führer eh nur mit 1 ½ halb Stunden beschrieben und die letzte Wasserquelle sollte sich auch irgendwo auf der Höhe des Biwaks befinden. Naja, gut für uns! Die Schlepperei hatte ein Ende für heute und wir durften in einer wunderschönen Abendstimmung mit Gletscherpanorama unser Biwak aufbauen und anschließend die obligatorischen Nudeln mit Pesto kochen. Die Nudeln waren schnell fertig und so kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke und genossen die schöne Abendsonne, schauten uns noch einmal die Tour an, packten alles für den morgigen Tag und schliefen anschließend unter einem wunderbaren Sternenhimmel ein.

Biwak mit Aussicht ;)

Um halb 5 in der Früh ging es dann endlich los. Wir ließen alles stehen und liegen und starteten den Zustieg. Die nächste und letzte Wasserquelle war zum Glück schnell gefunden. Die ersten 500 hm bis zur Hütte konnten wir schnell hinter uns bringen und so waren wir im ersten Licht nach einer Stunde an der Hütte.

Morgenstimmung beim losgehen.
Sonnenaufgangsstimmung bei der Refuge Adèle Planchard.

Nun waren es nur noch ca. 300 hm bis zum Einstig, teilweise über Firn und Gletscher. Die ersten Firnfelder waren nicht steil und obwohl es so früh war, auch nicht wirklich hart. Einige Seilschaften befanden sich so ca. 200m vor uns, wir waren also perfekt in der Zeit. Der Sonnenaufgang war wunderschön und bis wir den Einstig sahen, kamen wir gut voran. Leider taten sich dann an dem letzten Gletscherfeld doch einige Unklarheiten auf. Der Einstieg der Tour war eigentlich ziemlich ersichtlich, doch wie kam man da hin? Die Rinne, die eigentlich im Führer als Option stand, sah mehr als brüchig und rutschig aus, und eine Seilschaft war gerade am linken Ende des Grates angelangt und versuchte anscheinend von links auf den Grat zu kommen. Eine andere stand schon oben am Einstieg und machte sich bereit… die Glücklichen! Hmm, schwere Entscheidung, doch da die Fußspuren alle zum linken Ende des Grates gingen, und nicht in die Rinne, entschlossen wir uns auch das zu versuchen. Bis zum Grat war es easy, doch dann standen wir plötzlich mitten in einem recht neu aussehenden Felssturz. Alles war sandig und total brüchig. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten, da die andere Seilschaft noch eine Scharte weiterging, die identisch zu der aussah, wo wir eigentlich hin sollten laut Führer. Ja, was nun? Welche Scharte war die richtige? Und die Rinne in der anderen Scharte sah noch tausendmal gruseliger aus, als die davor. Nach einem kurzen hin und her, beschlossen wir, dass wir laut Beschreibung eigentlich 100 % richtig sein sollten und die andere Seilschaft ja auch in der Scharte stand, wo wir ursprünglich hinwollten. Naja manchmal war halt einfach der Wurm drin, bloß macht das nicht so ein gutes Gefühl, wenn der schon beim Zustieg kommt. Wir kletterten, oder besser gesagt, krabbelten vorsichtig über den Bruch zum Grat hinauf. das Schlimmste war hoffentlich geschafft! Die eine Seilschaft war mittlerweile auch schon in der Wand und die Kletterei sah sehr nach unserer Route aus, wir waren also hoffentlich richtig. Nach einem schnellen Frühstück, stiegen wir endlich in die Wand ein. Am Einstieg befand sich eine Schlinge an einem Schlaghaken und es ging relativ leicht durch eine Rinne hoch, dann sollte ein Quergang kommen und dann ein großgriffiger Überhang mit Schlüsselstelle. Weit und breit waren hier keine Schlaghaken oder Wegspuren, aber laut Topo mussten wir eigentlich richtig sein. Ganz so ersichtlich war das Gelände aber nicht. Dann sollten irgendwelche Platten kommen und dann irgendwie hoch zum Grat. Nach den ersten Seillängen merkten wir schnell, dass es hier mehr Sinn machte einfach der Nase nach zu klettern und sich den besten Weg zu suchen. Der Fels war sowieso überall super schön fest und rau und die Kletterei immer angenehm leicht und sowas wie Schlaghaken oder fixe Schlingen konnten wir bis auf den Einstieg nirgends entdecken.

Bester Fels mit zahlreichen Sicherungsmöglichkeiten.


Schnell kamen wir am Grat an und ab hier wurde das Gelände auch wieder übersichtlicher. Jetzt noch durch eine Rinne, dann rechts entlang an einem schönen Riss und dann durch einen engen Kamin wieder rauf zum Grat. Der Fels war perfekt für Köpfl und Friends gemacht und so machte das klettern einfach nur Spaß. Und vor lauter: „wo kann man den nächsten Friend versenken?“ und „wo ist der nächste schöne Henkel?“ standen wir plötzlich am Point Brevort, dem Vorgipfel der Grande Ruine. Wir querten zur letzten Seillänge der Grande Ruine über den flachen, schneebedeckten Rücken des Point Brevort. Hier sollte es irgendeinen eisigen 3c Kamin hochgehen. Der sah allerdings mehr sandig und brüchig als eisig aus, und die Wand daneben war ein wenig schwerer aber dafür kompakter und besser abzusichern. Also die Wand hoch bis zum Abseilköpfl und geschafft! Die letzten 100 hm durch geblocktes Gelände zum Gipfel waren schnell geschafft und so standen wir pünktlich um 13 Uhr am Gipfel. Die Zeit die wir im Zustieg verloren hatten war mittlerweile wieder gut aufgeholt.

Am Gipfel erwartete uns ein wundervoller Blick auf die Meije.


Nach kurzer Mittagspause in unglaublicher Kulisse mit der Meaje und dem Barre des Ecrin, seilten wir dank unser 70 m Halbseilen in einem Schwung zum Gletscher ab. Dieser war glücklicherweise recht Spaltenfrei aber dafür umso sulziger. Nach kurzem Gletschergestapfe, waren wir schon nach eineinhalb Stunden wieder an der Hütte. Und nach einer weiteren am Biwakplatz. Jetzt kam das schlimmste Stück des Tages: 15 km Talhatscher wieder raus und mittlerweile waren wir doch schon ein wenig platt. Naja Hilft alles nichts, Schnauf, Ächtzt…kurzer Heulkrapf, um den Abstieg in drei Worten zu beschreiben ;) Erleichtertes Aufatmen als der Stellplatz in Sicht war, essen, schlafen. Was ein Hammer Tag!!!

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