Heiligkreuzkofel Mittelpfeiler
Nach einigen Sella-Klassikern und einer Woche Schlechtwettter-Überbrückung in Arco hats Anian und mich noch in bissl abenteuerliches Dolomitengelände gelockt… Der Heiligkreuzkofel – bekannt und imposant, wie er da thront überm Gadertal mit seiner massiv wirkenden Westwand, hatte auf alle Fälle unsern Respekt! Nix desto trotz ham ma uns gedacht, um halb 8 unten starten langt eh, weil die wo mit da Bahn rauf fahren, was wahrscheinlich die meisten machen, sind auch ned eher am Einstieg. Wahrscheinlich wärs sich auch wirklich ausgegangen, wenn ma uns ned kurz oberhalb vom Heiligkreuzhospiz gleich mal ins falsche Schuttfeld verlaufen hätten (ma muss dem Normalweg wirklich noch eine ganze Weile entlang der Querung über die Schotterreißn folgen) und in der Tour oben raus ned auf die Seilschaft vor uns hätten warten müssen. Aber mei, wir wollten ja a Abenteuer und des ham ma gefunden…
Der Zustieg, der ab Verlassen des Normalweges wirklich sehr gut mit Steinmanndl markiert ist, schlängelt sich zunächst sehr angenehm den recht kompakten Vorbau rauf, zieht sich allerdings gegen Ende dann doch ziemlich und wird vor allem einfach ungriabig schottrig. Zusammenfassen kann man ihn wahrscheinlich am besten so: is ma einmal im letzten Teil drin, gilt lieber Flucht nach oben als den Schmarrn wieder runter zum Schottern.
Die Mayerlverschneidung bleibt dem Bruchhaufencharakter in der 1. Seillänge gleich mal noch treu, aber ab dann beginnt der große Klettertraum: strukturierte Verschneidung mit gutgriffigem Riss, in den man traumhaft die Friends versenken kann. In der 3. Seillänge geht’s mal kurz weniger strukturreich und damit kraftiger zur Sache, bevors bissl steiler aber dafür auch noch henkliger wird. Den Stand nach der 15m-SL haben wir übersprungen, was meiner Meinung nach auch deutlich empfehlenswerter ist, als den nicht allzu bequemem Hängestand zu skippen, da nach der letzten Mayerl-SL kein Standplatz aufm großen Band existiert und es dort so brüchig ist, dass man auch nix vernünftiges legen kann. Ich hab dann den Stand ca. 4 m oberhalb vom Verschneidungsausstieg genommen und bin, nachdem Anian nachgekommen und aufm Bandl ein ganzes Stück nach links gequert war, wieder abgeklettert, was auch ned grad a Gaudi war.
Des Bandl an sich is am Anfang recht schmal, manchmal ums Eck und immer absolut brüchig.
Nachdem wir bissl gejaust und der unüberhörbaren italienischen Seilschaft, der wir in der Mayerlverschneidung schon aufgelaufen sind, einen guten Vorsprung gegeben ham, gehts endlich in die Hauptwand! Der Start bissl holprig, trifft ma da doch auch wieder auf a paar Stellen, wo die Griffe scheinbar lieber unter als in der Wand liegen würden, und gar ned soo easy – also so a richtig feiner Dolomiten-4er hoid! Im zweiten 4er wirds dann aber schon wieder kompakt, wenn auch immer noch ziemlich senkrecht. Danach gehts eher ziemlich waagrecht weiter, dafür aber auch ziemlich zach. Wir wählen die Oblinger-Variante, schließlich samma ja zum Klettern da, ned zum pendeln, und klettern muss ma da auch echt richtig! Der Quergang hat eigentlich alles drin: coole Kletterei, an Haufen alte Schlaghakl (von denen wahrscheinlich manche eher den Kopf halten, als einen Sturz), wenig Tritte, den obligatorischen Sketch und Pump und irgendwie is es dabei halt schon auch einfach geil…
Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, die originale Linie der Messnerplatte zu klettern, aber wo ich da dann so gestanden bin, hat sichs ehrlich gesagt nimma so danach angefühlt: vom letzten Stand weg klettert man schon gut ums Eck rum, die 7+ würd ich jetz auch ned grad als gnädig beschreiben, genauso wenig, wie des Bandl wo ma draufsteht mit dem letzten Hakl bis zum Ende der SL zwischen den Füßen, sowie meinen 2 reingewürgten Friends drunter als optimal. Im Nachhinein ärgerts mich, dass ichs ned probiert hab, aber wenn ich mich voll zurückdenk, kommt auch gleich wieder die Erinnerung, dass Anian ein 80°-Eck und einige Meter weiter unten, mich genauso wenig gesehen hat, wie ich in dem Moment die Griffe, an denen man da die Platte rauftänzeln sollte. Für mich war der nächste Stand 3m direttissima über mir in dem Moment ganz schön weit weg… und so hab ich mich in den härtesten Seilzug meines Lebens gehauen. Nach am Haufen weiteren waagerechten Metern, tausend Ecken und Zacken und gefühlt einem nachgezogenem Mammut statt dem Rest vom Seil, ham wir die Mariacher Variante dann auch schon geschafft. Zu gerne hätten wir uns die Platte nochmal genauer angeschaut, von oben bissl reingeseilt, aber die Dunkelheit sitzt uns im Nacken…
…weswegen wir den Italienern vor uns langsam auch bissl penetranter im Nacken sitzen. Und sie leider auch recht penetrant im Stand vor uns. Mit Kraft und Licht schwindet so auch die Geduld und nicht weniger die Sinnhaftigkeit unserer Gespräche mit der wir uns die Wartezeit vertreiben. Die 3 letzten 6er Längen sind auch ned geschenkt, fordern doch nochmal einiges an physischer und psychischer Energie und mit dem Einbruch der Dunkelheit kommen wir ziemlich fertig aber mindestens genauso glücklich auf dem riesigen Plateau des Heiligkreuzkofels an.
Aber wenn ma drom is, is ma ja no lang ned fertig! Aiso fertig warn mia eigentlich scho gwesn, aber da Berg leider ned mid uns… Erstmal übers Plateau bissl runter und rüber, dann den Klettersteig runter, wo ma ja eigentlich schnell Höhenmeter macht, aber gezogen hat sichs trotzdem endlos. Und die Tatsache, dass mia Vollprofis bloß eine Stirnlampe mitgenommen ham (grad so dass ma 2 Schädl dabeihatten) hat die Sache irgendwie weder angenehmer noch kürzer gemacht.
Aber alles hat ja ein Ende und ned bloß die Wurscht hat 2, weil ein vorläufiges Ende hatte unser Abstieg im Heiligkreuzhospiz für ein wundervolles Kaltgetränk und traumhafte 10 min Entspannung für de Haxn, das 2. und endgültige Ende fand unser Ausflug aber leider erst nach einer weiteren dreiviertel Stunde steilem Schotterpistengraus unten am Parkplatz.
Irgendwie gehört die Schinderei doch auch dazu, zu den besten Abenteuern voller traumhafter Kletterei, alten Rostgurken, bissl Bröslmüsli, bissl Fürchten, brennenden Bizi und am Haufen Gaudi!
05.09.2023