Großer Trögler Nordrinne
Die Schneedecke hatte sich in der letzten Woche gut verfestigt, der Triebschnee hält sich in sehr überschaubaren Grenzen und der Wetterbericht sagt für den ganzen Tag Sonne voraus – das schreit ja geradezu nach einem Rinnenwochenende!
Nachdem wir am Samstag in der Rosskogelrinne absolut nicht allein waren zieht es uns am Sonntag in die eher selten befahrene Nordrinne vom Großen Trögler, die vermutlich erst 2021 erstbefahren wurde. Nachdem wir ganz gmiatlich in den Bus um 8 Uhr Richtung Stubai gehüpft, wir Skigebietsprofis erst bei einer Gondel zu früh ausgestiegen sind und – nachdem uns der nette Herr Busfahrer in der Bustür eingequetscht hat – dann doch noch an der Richtigen Station landen, kanns auch schon losgehn: immer entlang auf der wunderbaren harten Talabfahrt, vorbei an idyllischen Bergbahnstationen und atemberaubenden Seilbahnmasten, unter romantischen Gondeln in denen ein paar hochmotivierte Pistler die Après-Ski-Gaudi einfach schon bissl vorgezogen ham… aber genug von dem Geschwärme!
Nach den ersten 600 Hm biegen wir bei der Mittelstation der Eisgratbahn nach Osten ab, weg vom Skigebiert, Richtung großer Grögler, was unser Tourengeher-Herz auch gleich schneller schlagen lässt – endlich Einsamkeit, unberührte Hänge und Spitzkehren in Sicht. Aber spuren müssen wir trotzdem nicht, weil uns offensichtlich 3 Freizeitticket-Besitzer zuvorgekommen sind, die nun schon mitten im Hang ihre Kehren ziehen. Nach der ersten Steilstufe lacht uns im Kar oben wieder die Sonne ins Gesicht, die drei anderen ham wir mittlerweile eingeholt und für die zweite Steilstufe übernehmen wir das Spuren. Durch die grieslige neuere Schneeschicht auf dem harten Altschneedeckel is as Spuren in dem steilen Gelände bissl mühsam und wir freuen uns als wir für die letzten paar hundert Meter über den tollen rauen Blockgrat zum Gipfel stapfen können. Umringt von 360° weißem Panorama mim Zuckerhütl und wilden Pfaff im Süden, wo der Sulzenauferner hellblau in der Sonne strahlt, Ruderhofspitze in nordwestliche Blickrichtung und auf der anderen Seite bis hinter zum markanten Pflerscher Tribulaun, genießen wir das Freiheitsgefühl der Berge…
Mit den Skiern aufm Buckl gehts dann weiter aufm Grat in die Scharte zwischen Großen und kleinen Trögler, wo die breite und wenig steile Einfahrt auf uns warten sollte…tja…bei dem Anblick muss unseren feinen Ski kotzübel geworden sein, des Schotterfeld hätten sie ned überlebt… So schließen wir uns kurzum mit den 3 Jungs zam, die wir im Aufstieg bereits getroffen ham, sodass wir uns direkt 60 m abseilen können, wo die Rinne dann auch fahrbar wird. Wirklich viel Schnee is es zwar ned, aber nach ein paar ersten vorsichtigen Metern wirds dann mit jedem Schwung besser und ab der ersten Biegung wartet dann überraschenderweise sogar wirklich noch der fette Powder auf uns. So stauben wir jauchzend dahin, bis wir uns der ersten Abseilstelle nähern. Wie wir auch schon im Internet gelesen hatten, finden wir vor der im Topo beschriebenen ersten Abseilstufe auf der linken Seite einen weiteren improvisierten Abseilstand an einer großen Felsschuppe. Da das Stück vor der Abbruchkante recht eisig aussieht, stapfen wir vorsichtshalber am Seil ab bis zu dem offiziellen Abseilstand an 3 soliden Schlaghaken auf der rechten Seite.
Hier stellen wir dann schon fest, dass die ganze Aktion irgendwie deutlich länger dauert als gedacht – as Abseilen zu 5. frisst dann eh schnell ziemlich viel Zeit und gestresst ham wir uns bisher halt auch ned ;P und des mach ma auch weiterhin ned und genießen die Abfahrt in dem einsamen Pulver hier…
Als wir schließlich zur Gabelung der Rinne fahren, sehen wir schnell, dass die linke Variante wohl deutlich weniger Schnee hat als in der Beschreibung und wir vermutlich über die Felsstufe nochmal kurz abseilen müssten, wobei eventuell mögliche Verankerungspunkte hier nicht allzu überwältigend ausschauen. Die Rechte variante ist im Internet nicht wirklich beschrieben, außer dass sie mit einer größeren Eisstufe endet. SteilEisGeil, denken wir uns und powdern in die rechte Rinne rein, mit Eis kann man sicherungsmäßig schließlich immer was machen.
Nach ca. 200 m blinzelt uns auch direkt was blankes blaues entgegen, allerdings ist das nicht das Ende der Rinne und auch nur eine Stufe von ein paar Metern. Ich muss sagen, im Eis nach unten kraxln is ja eh irgendwie immer bissl beschissen, mein stumpfer Uralt-Pickel war auch ned grad mein hilfsbereitester Begleiter und die Ski aufm Rücken… naja hat halt scho an Grund dass ma de gewöhnlich immer mit zum Klettern nimmt… Deswegen seilen die andren dann kurz an na Eisuhr ab, während ich ca. 100 m weiter unten oberhalb der großen letzten Eisstufe nochmal sehr gutes Eis für den letzten Abseilstand vorfinde. Langsam wirds finster und da seilen wir auch schon das 5. Mal (statt wie erwartet 1 mal) heute ab. Dafür werden wir hier auch nochmal ordentlich belohnt: im strahlenden Mondschein powdern wir den letzten breiten Hang runter und strahlen dabei alle mindestens genauso…
War doch alles deutlich länger und abenteuerlicher als gedacht! Aber genau so was taugt uns ja, hat sich auf alle Fälle gelohnt!!