Abenteuer in den Dolomiten: Von Eiskletterfrust zu Powderglück
April 2024
Nachdem die Kotzerei zwar aufgehört hat, wir aber nicht zu 100% wieder fit waren und das Wetter für Chamonix mehr schlecht als recht angekündigt war, beschlossen wir in die Dolos zu fahren. Wir hatten gehört, dass die Mistica und die Holzknecht (zwei Eiscouloirs in der Langkofelgruppe) noch gut zu klettern seien. Also nichts wie los! Ein kurzer Stopp noch in Aosta, um unsere Gasfalsche aufzufüllen und die Standheizung zu reparieren. Ersteres erweis sich als komplizierter als angenommen. Italien und Österreich haben andere Gasfalschenstandards. Nach viel hin und her, fanden wir einen hilfsbereiten Albaner, der eine passende Adapterkomination für uns bastelte. Nachdem wir die Spirtleitung der Standheizung auf einem Parkplatz noch reparierten ging es endlich los Richtung Dolos.
Am nächsten Morgen ging es dann mit Ski an den Füßen aufi zur Zahnkofelscharte. Unser Ziel: Couloir Mistica am Zahnkofel. Nach einem ca. 2 stündigen Zustieg erreichten wir den Wandfuß. Nach ca. zwei seilfreien Seillängen in leichterem Gelände erreichten wir den Einstieg zur Route. Die erste Seillänge zeigte kein Premiumeis, war aber dennoch kletterbar. Ein großes Problem war, dass der Eisschlag den die Seilschaft über uns auslöste nicht aufhörte. So musste ich immer wieder nach Links oder Rechts ausweichen, um nicht getroffen zu werden. Fenja stieg dann die zweite SL in besser werdendem Eis vor, bis wir vor der Schlüsselstelle standen. Eine Eissäule der Schwierigkeit WI 4+. Jedoch war die Säule nicht gegroundet, sehr dünn und nicht sonderlich fest angewachsen (in unseren Augen). Die angebliche Umgehung durch die Felsen im 4. Schwierigkeitsgrad sahen wir auch nicht und beschlossen daraufhin wieder umzudrehen. Nach einer glatt ablaufenden Abseilaction standen wir wieder am Fuße der Zahnkofelscharte und mussten uns durch diese wieder durch hüfthohen Schnee zu unserem Rucksackdepot hochwühlen.
Der nächste Plan wäre eigentlich gewesen das Holzknecht-Couloir am Langkofel zu Klettern. Doch aufgrund des heutigen Rückzuges und den Nachwehen unserer Magenbeschwerden beschlossen wir, das ganze einmal mit Ski zu erkunden und ein paar Powderschwünge nachzuholen. Denn davon hatten wir diesen Winter wirklich noch nicht viele gesammelt. Also Langkofelscharte südseitig hoch, bei eher mäßiger Schneelage und nordseitig in feinstem Powder wieder abfahren. Felle wieder auf die Ski ziehen und der Plan war ein Kar weiter links aufzusteigen. Es hatte reichlich Neuschnee. Über uns lachte uns eine Rinne an. Wir beschlossen aufgrund des vielen Neuschnees ein Profil zu graben. Naja, während wir buddelten kamen zwei kleine Lockerschneerutsche aus dem Steilgelände über uns herunter und vernichteten unsere ganze Arbeit. "Heute nicht", beschlossen wir. Doch anstatt den einfachsten Weg zu nehmen, zur Langkofelscharte aufsteigen und südseitig zum Auto abfahren, beschlossen wir einmal den Langkofel zu umrunden. Bei miserabler Schneelage. Ich weiß nicht, wie oft wir aufgefellt, abgefellt oder die Ski auf den Rücken geschnallt haben, aber es war oft. Die Motivation sank immer weiter, denn der Weg war echt mühsam. Aber es gab keine andere Option. So waren wir umso glücklicher, als wir das Auto erreichten und im Warmen saßen.
Am nächsten Tag waren die Strapazen schnell wieder vergessen. Reggie und Sebastian, zwei Freunde aus Innsbruck, waren zufällig zu uns gestoßen. Wieder ging es auf Powderjagd. Diesmal stiegen wir mit Ski zur Zahnkofelscharte auf und powderten nordseitig hinab, sodass es nur so staubte. Angekommen bei der Langkofelhütte wurden die Felle wieder aufgeschnallt. Nächtes Ziel: Die Rinne, unter der wir am Tag zuvor schon einmal standen. Wir stiegen bis zu einer Felsstufe unterhalb der Rinne an der Fünffingerscharte auf. Ski auf den Rücken, Steilstufe rechts umgehen und wieder nach Links bis zum Einstieg der Rinne stapfen. Ich Profi, hatte natürlich meine Steigeisen daheim gelassen….. Also umso besser, dass Reggie und Basti eine top Spur für mich anlegten. Immer steiler werdend ging es hinauf, durch eine felsige Engstelle hinauf. Die Rinne steilte sich bis ca. 50° auf und eine Schicht von nahezu perfektem Powder bedeckte die Rinne. Als wir oben ankamen war der mühsame Teil dann endlich vorbei und die Abfahrt folgte. Konzentriert fuhren wir wieder hinunter in drei Etappen. Der Schnee: Perfekt! Lediglich kurz vor der Engstelle war es etwas eisig und ich hatte so meine Probleme mit meinen stumpfen Kanten. Mit viel Nervenkitzel schaffte ich es aber bis zur Engstelle abzufahren, eine Talkehre zu machen und aus der Rinne rauszufahren. Unten Raus staubte es nocheinmal so richtig das wir nur jauchzten. Die Abfahrt war leider viel zu schnell vorbei. Die Felle wurden wieder ausgepackt um nochmal die letzten Höhenmeter zur Langkofelscharte aufzugesteigen.
Kurz vor der Abfahrt zum Bus gab ich Fenja Bescheid, dass sie den Kaffee aufsetzten soll. Unsere Wege hatten sich leider im Laufe der Tour getrennt, da Fenja noch nicht zu 100% fit war. Aber in dem Fall war es Glück für uns. Als wir unten ankamen, war der Kaffee fertig (Kuchen gabs auch!) und wir ließen die Tour ausklingen. Abends wurde dann noch Wizzard gespielt, Curry gekocht und viel gelacht. Leider war unsere Zeit in den Dolos dann auch schon wieder vorbei und ich düste weiter nach Riva.